Schon zehn Minuten vor 9 Uhr trifft die erste Teilnehmerin am Metall-Labor „Dr. Adolf Beck“ in Bitterfeld ein, zehn Minuten später ist die Gruppe vollzählig. Die Anziehungskraft der Kunst? Die 12. Klasse aus dem zweijährigen Fachoberschulkurs „Gestaltung“ von den Berufsbildenden Schulen Anhalt-Bitterfeld ist mit Kunstlehrer Christian Doil für ein ganz spezielles Projekt hier eingetroffen.
Im Rahmen der Ausstellung „On My Way – Geschichten aus Europa“ der Akademie der Künste Berlin ist der Komponist Benjamin Scheuer am 17. November angereist. Im Mittelpunkt des Kunst- und Kreativworkshops mit den Bitterfelder Schülern – für diese Veranstaltung gibt es eine Sondererlaubnis – steht sein „Ultimativer Übersetzungsapparat“. Diese virtuelle Maschine ist der Beitrag des jungen Komponisten zur Ausstellung.
Freude und Sinnlichkeit
„Die Akademie schickt Künstler aus allen Bereichen, um junge Leute direkt mit Kunst zu konfrontieren, um ein Für und Wider zu diskutieren, die Möglichkeit der direkten Auseinandersetzung zu geben“, erzählt Benjamin Scheuer. Er stellt seinen „Ultimativen Übersetzungsapparat“ vor, der fehlerhaft übersetzt und zeigt, was alles beim Übertragen aus einer in eine andere Sprache schiefgehen kann, gar unverständlich wird.
Das hat natürlich System: „Es geht letztlich um Lautpoesie, darum, wie unterschiedlich Sprache klingen kann, was Klänge bewirken“, so Benjamin Scheuer. Es wurde freilich nicht nur theoretisiert – im Gegenteil. Gemeinsam mit den Schülern drehte der Komponist Videosequenzen, die alle in den „Ultimativen Übersetzungsapparat“ eingehen und nach Ausstellungseröffnung dann auch für das Publikum zu sehen sind.
Suche nach ungewöhnlichen Klängen
Benjamin Scheuer studierte Musik in Hamburg und Karlsruhe. Er ist beispielsweise Träger des Bachpreisstipendiums der Stadt Hamburg, des Busoni-Preises der Akademie der Künste Berlin und er gewann mit seinem Orchesterstück „versungen“ die Basel Composition Competition 2019. In seiner Musik dreht sich nach eigener Aussage „alles um direkt erfahrbare Sinnlichkeit und Humor. Freude am Musizieren und die Suche nach ungewöhnlichen Klängen sind ihm ein ständiger Antrieb – dabei tun sich durchaus einmal Abgründe auf, es darf aber auch gerne gelacht werden.“ Etliche Beispiele seiner Musik sind auf Youtube zu finden. (UR)